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Kieler is a jewel in the rough Kieler is a jewel in the rough Kieler is a jewel in the rough Kieler is a jewel in the rough

Beitrag
Datum: 26.12.2012
Uhrzeit: 14:39
ID: 48862



AW: Wahnsinn Wärmedämmung

#1 (Permalink)
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Archimedes, verzettelst Du Dich nicht jetzt ein bisschen?
Wenn es tatsächlich so wäre, dass die EnEV in erster Linie als ein Vertriebsinstrument der Dämmstoffindustrie zu betrachten ist, und die Softwarehersteller dementsprechend nur Erfüllungsgehilfen zur Umsetzung, dann hätte doch bei meiner Beispielberechnung herauskommen müssen, dass das MFH extrem dicke Dämmung benötigt, ist es aber nicht.
Es ist herausgekommen, dass man mit 10 cm an den Wänden die EnEV 2009 weit übererfüllen kann.
Und was soll Dein Beispiel mit den Wärmebrücken uns sagen?
Dass man durch deren unterschiedlich aufwendige Berechnung auf eine Verdopplung der Dämmstärke kommt, hast Du irgendwo gehört, aber bestimmt niemals selbst berechnet, das ist nämlich nur in einem sehr theoretischen Fall überhaupt möglich. (Ein Aufschlag von max. 4cm durch pauschalierte Wärmebrückenberücksichtigung scheint mir in der Praxis (bei EnEV Standard) eher das Maximum.
Und selbst wenn, dann gewinnen wir daraus doch nur die Erkenntnis, dass die Wärmebrücken umso relevanter werden, je höher der Dämmstandard ist.
Und was die eigentliche Berechnung anbelangt, so ist dies doch auch keine Besonderheit der Energieberechnung, es gibt doch überall die Möglichkeit mit Faustformeln (weniger aufwendig) etwas überdimensioniert, aber auf der sicheren Seite zu planen, oder durch (aufwendigere) Berechnung z.B. statisch zu optimieren.
Und der Autoverbrauchgvergleich bringt uns da imho auch nicht weiter, Lebensdauer von Lampen sagen auch nichts über deren garantierte Mindestlebensdauer aus, sondern sind lediglich eine vergleichende Information auf Basis von Wahrscheinlichkeiten, und da schließt sich wieder der Kreis zu EnEV, denn diese ist nicht das Fundament einer genauen thermischen Simulation, dann würdesr Du nämlich auf die Barrikaden gehen ob des Aufwands.
Trotzdem ist die EnEV viel besser als Ihr Ruf. Das sage ich aus Erfahrung nach zahlreichen überwachten energetischen Ertüchtigungen, ich glaube ich hab hier im Forum auch schon mal Ergebnisse veröffentlicht.

Das was Dich, so vermute ich, aufregt sind die praxisfernen, geschönte Energieberatungen, die zu manchmal ganz absurden Sanierungsempfehlungen kommen, das ist aber ganz allein ein Anwendungsproblem.

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Beitrag
Datum: 26.12.2012
Uhrzeit: 15:30
ID: 48865



AW: Wahnsinn Wärmedämmung

#2 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
Archimedes, verzettelst Du Dich nicht jetzt ein bisschen?
Mag sein, dass ich etwas übertreibe, aber ich möchte Alternativen zur derzeitigen Vorgehensweise finden.

Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
Wenn es tatsächlich so wäre, dass die EnEV in erster Linie als ein Vertriebsinstrument der Dämmstoffindustrie zu betrachten ist, und die Softwarehersteller dementsprechend nur Erfüllungsgehilfen zur Umsetzung, dann hätte doch bei meiner Beispielberechnung herauskommen müssen, dass das MFH extrem dicke Dämmung benötigt, ist es aber nicht.
10 cm sind in der Tat nicht viel nach heutigen "Maßstäben", wobei es beim MFH wg. gutem A/V-Verhältnis sich besser macht als bei einem EFH und die sind dann auch häufiger verbreitet. Zusammen mit den KFW-Anreizen und den kommenden ENEV-Verschärfungen sicher wieder ein gutes Geschäft für die Dämmstoffproduzenten.

Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
Dass man durch deren unterschiedlich aufwendige Berechnung auf eine Verdopplung der Dämmstärke kommt, hast Du irgendwo gehört, aber bestimmt niemals selbst berechnet, das ist nämlich nur in einem sehr theoretischen Fall überhaupt möglich. (Ein Aufschlag von max. 4cm durch pauschalierte Wärmebrückenberücksichtigung scheint mir in der Praxis (bei EnEV Standard) eher das Maximum.
Das Beispiel stammt aus einer Schulung von KS. Es handelte sich um ein EFH. Einmal mit pauschalierter und ein anderes mal mit genauer Wärmebrückenbetrachtung. Soweit ich mich erinnere verringerte sich die errechnete Fassadendämmstärke bei ansonsten unveränderten Parametern von 35 cm auf 20 cm. Ich schrieb ja fast verdoppelt.


Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
... und da schließt sich wieder der Kreis zu EnEV, denn diese ist nicht das Fundament einer genauen thermischen Simulation, dann würdesr Du nämlich auf die Barrikaden gehen ob des Aufwands.
Gut es gibt ja Alternativen z.B. die PHPP-Berechnung, aber auch die kommt aus einem Bereich der sich über Dämmstärke bzw. den Passivhausgedanken definiert.


Ich glaube wir brechen derzeit einige Dinge übers Knie und wollen innerhalb von 20 Jahren im Bauen und beim Thema Energie einen gewaltigen Evolutionsschritt vollziehen ohne die Nebenwirkungen und die Sinnhaftigkeit erfassen zu können.
Wir sollten vieleicht nicht alle 4-5 Jahre die ENEV "blind" verschärfen, sondern uns mal in Ruhe anschauen, was mit den Gebäuden von 2002 bzw. 2009 passiert und uns dann erst weitere Schritte überlegen.

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Datum: 28.12.2012
Uhrzeit: 21:49
ID: 48887



AW: Wahnsinn Wärmedämmung #3 (Permalink)
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ich verstehe immer noch nicht wen oder was Du an den Pranger stellen
willst.
Ich habe das Gefühl Du stehst vor der EnEV wie das Kaninchen vor
Schlange. Diese Verordnung ist nicht Schuld an dem so genannten
Dämmwahn, und wie definiert sich dieser überhaupt.
Sind Passivhäuser Deiner Meinung nach Wahnsinn? Die gibt´s seit über
zwanzig Jahren und sind doch kaum noch mehrpreisig. Oder bist Du
doch eigentlich nur gegen PS-WDVS an Altbauten.
Ich bin wie Du der Meinung, dass der Hang zum Überdämmen weit
verbreitet ist, dies hat aber seine Ursache in der (ich nenn´es mal etwas
neutral) Übermotivation von BH/Planer/KfW-Anreizen.
Wir ertüchtigen eigentlich alle Häuser i.d.R. mit 20cm Zellulose in den
Wänden und 30-35cm im Dach. Ob ich nun 14er oder 20er Stegträger
nehme und 14 oder 20 cm Zellulose, völlig egal. Bei zwanzig cm ist aber
in der Regel wegen der Abstandsflächen (LBO) Schluss. Gleiches gilt für
das Dach, ob ich nun 6, 10 oder 14 cm aufdopple, macht doch keinen
großen Unterschied, erfordert vom Planer höchstens mehr Engagement
bei der Detaillierung einer formal zufriedenstellenden Lösung an
Traufe/Ortgang usw.
Du kannst heute theoretisch noch fast mit den U-Werten der WSV95 bauen
und damit die aktuelle EnEV einhalten, da ist die Haustechnik schon eher
die Herausforderung. Und hier gebe ich Dir Recht, da gibt es mitunter
obskure Konstrukte mit Monstersteuerung (Pellet/Solar/Wärmepumpe
beladen einen Speicher). Da sind wir mittlerweile von ab.
Aber wenn Du sehr gut dämmst, darfst Du nach EnEV (unter 20W) mit
Direktstromheizung heizen, dann brauchst Du keine komplizierte
Heizungsverteilung, sondern nur ein paar Steckdosen.
Ich selbst schreibe diese Zeilen übrigens in einer ungedämmten
Gründerzeitbude, in der trotz disziplinierten Lüftens nach Klimalogger der
Schimmel die Wände hochwächst...

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Datum: 29.12.2012
Uhrzeit: 09:52
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AW: Wahnsinn Wärmedämmung #4 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
Ich habe das Gefühl Du stehst vor der EnEV wie das Kaninchen vor
Schlange.
Das mag sein, denn ich fühle mich von den Vorschriften dieser zusammen mit EEWärmeG und dem Ausblick auf das was bis 2020 passieren soll als Planer etwas überfahren bzw. genötigt Bauweisen zu realisieren, die für mich große Haftungsrisiken bürgen können und für den Bauherrn sehr teuer werden.


Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
Sind Passivhäuser Deiner Meinung nach Wahnsinn? Die gibt´s seit über
zwanzig Jahren und sind doch kaum noch mehrpreisig. Oder bist Du
doch eigentlich nur gegen PS-WDVS an Altbauten.
Ja und nein. Es gibt aus meiner Sicht nicht dieses schwarz-weiß. Wir bauen auch passiv, aber nicht generell. Es muss im Einzelfall beurteilt werden, was das richtige und bezahlbare ist und das geht aus meiner Sicht mehr und mehr verloren. 20 cm EPS drauf, egal ob alt oder neu, dass paßt fast immer.
Mit Zellulose und Holzfaserdämmungen arbeiten wir auch. Ist nichts neues, denn ich sitze gerade drin, kostet mehr als EPS und bürgt unter dem Putz auch Gefahrenpotential für Bauschäden, weil es sehr feuchteempfindlich ist. Kleine Schäden in der Putzoberfläche und man hat schnell ein großflächiges Problem.
Generell sind fast alle WDVS oberflächlich sehr empfindlich gegen mechanische Beanspruchungen. VHF will sich kaum einer leisten, wenn auch die Folgekosten dafür sprechen.
Wir bauen allerdings hauptsächlich neu und sehen uns da tatsächlich der extremen Übermotivation der Bauherrn, angestachelt durch Infos von Baufirmen, Herstellern und Bankmitarbeiter mit lockenden KFW-Konditionen konfrontiert. Von der WSchVo 95 sind wir dank der Mindestanforderungen an Neubauten weit entfernt.

Ich will trotz ENEV 2012/2013 im nächsten Jahr nochmal verstärkt monolithisch mit relativ herkömmlichen Ziegeln arbeiten, also nicht mit den extrem aufgelösten, fragilen mit Zusatzdämmung vollgepumpten Ziegelprodukten.
Ich werde mit Wandstärken von mind. 49 cm arbeiten müssen um die Mindestanforderungen zu erfüllen und versuche ein komplett mineralisches System an der Wand durchzuhalten. Ich verspreche mir davon ausreichende Wärmedämmung, sehr gute Wärmespeicherung, guten sommerlichen Wärmeschutz, Regulierung des Feuchtehaushaltes, ordentlichen Schallschutz, sehr wertige und langfristig wartungsarme Oberflächen, reparaturfreundliche Systeme, hohen Werterhalt.

Ich will dann mal sehen, welcher Bauherr 2035 die positivere Bilanz zieht. Der mit dem WDVS oder der mit dem Ziegelbau.

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Datum: 04.01.2013
Uhrzeit: 21:37
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AW: Wahnsinn Wärmedämmung #5 (Permalink)
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Archimedes, sehr gute Entscheidung!
Berichte über Deine Erfolge/Rückschläge, vielleicht ändert häufige Berichterstattung zum monoltischen Thema die Baukultur.

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Datum: 05.01.2013
Uhrzeit: 09:26
ID: 48963



AW: Wahnsinn Wärmedämmung #6 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von bezett Beitrag anzeigen
...., vielleicht ändert häufige Berichterstattung zum monoltischen Thema die Baukultur.
Eigentlich sind wir ja erst seit wenigen Jahren weg von der monolithischen Baukultur und auch ich habe meinen Teil dazu beigetragen, weil ich die stark gedämmte Hülle propagiert habe und auch derzeit so baue. Nachdem ich aber in den vergangenen Jahren verschiedenste Bauweisen und Materialien beim Thema WDVS ausprobiert habe und mir andere Projekte angesehen habe, sowie die tatsächlichen Effekte beobachtet habe, schwindet die Begeisterung wieder, die ich noch vor 1-2 Jahren dafür hatte.
Ich glaube nicht das man den WDVS-Trend wieder schnell umkehren wird und es wird auch bei manchen Projekten, nach wie vor, die günstigste Lösung zur Verbesserung der Außenhülle bleiben.
Ich weiß aber, dass es zunehmend wieder ein Klientel gibt, denen eine funktionierende Wärmedämmung zwar wichtig ist, aber die vor dieses Thema noch einige andere Werte stellen.

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Datum: 21.01.2013
Uhrzeit: 11:41
ID: 49156



AW: Wahnsinn Wärmedämmung #7 (Permalink)
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die KfW setzt noch einen drauf
Zitat:
Zitat von Archimedes
sowie die tatsächlichen Effekte beobachtet habe
wir beobachten auch, hier mal ein Beispiel, das ist ein Objekt in Hamburg. (REH)
Glücklicherweise wurde der tatsächlich am Gaszähler abgelesene Verbrauch
schon vorher über Jahre monatlich dokumentiert. (Blaue Balken, vor der Maßnahme)
Der schwarze Balken dokumentiert die Berechnung (Endenergie)
Im Winter liegt er immer etwas über den tatsächlichen Werten (rote Balken, nach
der Maßnahme) im Sommer immer etwas darunter, über das Jahr liegen die
Verbrauchswerte aber seit der Dämmaßnahme (Dez. 2008) ca. 5-20% unter den
berechnete Werten.
Die tatsächlich am Gaszähler abgelesene und eingesparte Erdgasmenge hat
sich halbiert und das bei höherer Raum- und Wandoberflächentemperatur.
So ist es am Ende zuerst die Behaglichkeit, die als Verbesserung
wahrgenommen wurde.
Miniaturansicht angehängter Grafiken
-verbrauch.jpg  

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