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Datum: 06.09.2010
Uhrzeit: 01:33
ID: 40710



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ?

#1 (Permalink)
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@ Florian:

gehen wir mal davon aus, dass die Zahlen stimmen, und dass Deine Kostenannahme auch stimmt, dann bleiben immerhin pro Arbeitnehmer rund 40 000 Gewinn!!!

Ich glaube, dass man mit 800-1.000k Euro Umsatz mit 8-10 Mitarbeiter einfach Gewinn machen muss, egal wie unwirtschaftlich man arbeitet. I.d. Regel sind ca. 4-5k Euro pro Kopf an Lohn zu rechnen, ohne laufende kosten.

Der springende Punkt sind die genannten Friseure, die wie Architekten keine Gewerkschaft haben.

Solange es in Deutschland kein Mindestlohn gibt, werden Sozialabbau, Kinderarmut und Hartz vier unsere stetigen Begleiter bleiben.

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Datum: 06.09.2010
Uhrzeit: 05:45
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AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ?

#2 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von noone Beitrag anzeigen
@ Florian:

gehen wir mal davon aus, dass die Zahlen stimmen, und dass Deine Kostenannahme auch stimmt, dann bleiben immerhin pro Arbeitnehmer rund 40 000 Gewinn!!!
also 6.000 x 12 ergibt bei mir 72.000, d.h. 28.000 bleiben nach Deiner Rechnung übrig. Dienstreisen, Reinigungskraft, Sekretärin etc. sind Dinge, die ich nicht auf den Angestellten anrechnen würde, d.h. die in den 6.000 nicht enthalten sind, da sich diese Dinge nicht von der Anzahl der Arbeitnehmer direkt beeinflusst werden.

Anrechnen würde ich die Dinge, die der einzelne AN zur Nutzbarmachung auch direkt benötigt: Anteil an Gesamtbürofläche, Möbel, Software, Hardware...

Was für Ausstände muss denn ein 8-10 Mann Büro von seinem Honorar noch an "Subunternehmer" abgeben? Das könnten Bauleitung, Ausschreibung und Kosten für Beratung von Fachplanern sein.

Was kostet eigentlich die Haftpflicht für so ein Büro?

Mir fallen da so viele Dinge ein, die auch bezahlt werden möchten.


Ich möchte mir hier kein Urteil für das angeführte Beispiel leisten. Die Einstiegsgehälter erscheinen auch mir definitiv zu gering. Die Frage ist aber ob sich wirklich viel mehr mit den Einnahmen zahlen lässt, oder ob das Büro unwirtschaftlich arbeitet.

Was jeder Angestellt einfach bedenken sollte, ist, dass man nicht einfach den Umsatz durch die Anzahl der Mitarbeiter teilen kann um damit ein mögliches Gehalt zu ermitteln...
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Florian Illenberger

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Datum: 06.09.2010
Uhrzeit: 08:17
ID: 40714



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #3 (Permalink)
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Ich denke auch, daß hier den Büro's viel zu hohe Einnahmen und vergleichsweise zu geringe Ausgaben für Personal etc. unterstellt werden.
Die Realität sieht leider anders aus.
Die Risiken für die Büroinhaber sind sehr hoch, die Zahlungsmoral der Kunden oft schlecht, der unbezahlte Aufwand für Akquise ist groß, es gibt jede Menge versteckte Kosten, die schwankende Auftragslage ist nur schwer zu kalkulieren. Sicher würde Jeder gerne mehr haben wollen, aber nur die wenigsten Architekturbüros können wirklich gut bezahlen.
Für die Mitarbeiter hört sich das immer supertoll an, wenn der Chef irgendwo 150.000 Euro Honorar bekommt, aber das was dafür geleistet werden muß, welche Risiken er abdecken muß, wie lange er auf die Zahlung es Honorars warten muß und welche Kosten dahinterstecken kann der Mitarbeiter leider nicht nachvollziehen und wundert sich über sein verhältnismäßig mickriges Gehalt, dabei kann es sein, daß er schon soviel bekommt, wie der Chef ihm überhaupt zahlen kann.
Wer mal auf der Chefseite gesessen hat, gewinnt völlig neue Einsichten. Garantiert!

Ich empfehle den schwarzen Peter nicht permanent bei der Büroführung und den Inhabern zu suchen, sondern mal zu schauen, was der Staat alles abschöpft und welche Bedingungen und Hürden dieser aufbaut.

Zitat:
Zitat von dk0815 Beitrag anzeigen
Wobei doch eigentlich klar ist, daß falls man nicht mindestens 2000 € netto hat, ein einigermaßen normales Leben (ordentliche Wohnung, Auto, Jahresurlaub, etwas Vermögensaufbau), gar nicht möglich ist. Familie, Kinder, Schulden für Hausbau gar nicht mal mitgedacht.
Dazu nur ein Tipp: Auf gar keinen Fall einen Partner/eine Partnerin nehmen, der in der gleichen Branche arbeitet, auch wenn's verlockend scheint.
Als Architekt läßt sich befreiter arbeiten, wenn zumindest einer in der Beziehung ein geregeltes und sicheres Gehalt hat. Dafür gibt's ne ganze Reihe von Beispielen.

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Datum: 06.09.2010
Uhrzeit: 09:38
ID: 40717



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #4 (Permalink)
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ich stimme dem Eingangsbeitrag zu !

ein ziemlich wichtiger Erklärungsansatz ist doch der, daß oft eher künstlerisch veranlagte Architekten eigene Büros eröffnen, und das ordentliche wirtschaften tatsächlich nie gelernt wurde und auch als kreativ-Hemmnis gesehen wird.
Dann werden Wochen mit irgendwelchen den Gestaltern wichtigen, dem Bauherren aber piepegalen Details verbraten. Diese Zeitverbrennung gibt es bei Bauings nun mal nicht.
Die Erfahrung durfte ich edenfalls schon mehrfach machen.

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Datum: 06.09.2010
Uhrzeit: 10:00
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AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #5 (Permalink)
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Ich denke, das Problem liegt auf beiden Seiten. Das Problem ist jedoch nicht, dass ein Architekt seinen Angestellten nicht ausreichend bezahlt, sondern, dass Architekten als bessere Bauzeichner beschäftigt werden.

In meinem fall gibt es zwei Chefs, die sind schon älter und beide Professoren mit wenig Bauerfahrungen.
Ich bin einziger Angestellter. Projektgröße ca. 4Mio€ - 1300qm BGF. Barbeitungszeit inzwischen bis Fertigstellung wahrscheinlich 2 Jahre.
Ausstattung ein Computer, ein 0,8x 1,60m Schreibtisch, ein A3 Tintenstrahldrucker, US-Version von ArchiCAD, MS Office, PS und ID (weil billiger) und Internet. Arbeitsplatz ist in privater Wohnung.
Mein Job entspricht angesichts der theoretischen Übermacht, der eines Bauzeichners mit Hochschulabschlu?.

Meiner Einschätzung nach sind 800.000 - 1.000.000€ für ein Büro mit einem Chef und 8 Architekten nicht genug. Wenn man aber 6 von 8 Architekten als Bauzeichner betrachtet und bezahlt, ist kommt es vielleicht hin.

Ich für meinen Teil muss allerdings sagen, dass ich trotz eines zwar langen aber sehr gut abgeschlossenen Studiums, keine fundierten Kenntnisse eines Bauzeichners habe und auch bei weitem keinen ausreichenden Überblick über
Baurichtlinien und Normen oder gar Kosten habe. Was meine Lage im aktuellen Büro etwas schwierig gestaltet, weil genau das aufgrund meines deutschen Diplom an einer TU von mir erwartet wird. Ich denke ein Bauzeichner wäre in diesem Büro wirtschaftlicher.

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Datum: 06.09.2010
Uhrzeit: 11:15
ID: 40720



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #6 (Permalink)
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Ich hatte das Glück, in einem Büro anzufangen, in dem ich viel Verantwortung bekam und damit viel gelernt habe, und in dem ich sehr angemessen bezahlt wurde. Der große Haken bei der Sache war aber die Selbstverständlichkeit, mit der über meine Lebenszeit verfügt wurde. Mein Fehler war, dass ich es zugelassen habe. Ich weiß, dass es durchaus Büros gibt, die die Leistungen ihrer Mitarbeiter schätzen und auch fair bezahlen. Dass es zuviele andere gibt, stelle ich nicht in Frage. Letztlich haben wir und die Generationen vor uns aber erheblich dazu beigetragen, dass es so eskaliert ist. Wir haben nämlich mitgespielt und damit eine Spirale angestoßen, die man jetzt nicht mal eben durchbrechen kann.
Ich für meinen Teil war zuletzt in der Architektenbranche so unglücklich, dass es mich krank gemacht hat. Aber es liegt allein in meiner Hand, was ich mit meiner Lebenszeit anstelle. Ich habe mich zum radikalen Schritt entschieden und die Branche weitestgehend hinter mir gelassen. Jetzt bin ich selbständig - mit deutlich weniger Gehalt aber mehr Lebensqualität und ich hab es selbst in der Hand. Und eines hat mich in meiner Zeit als Mitarbeiterin fast am meisten belastet, die negativ aufgeladene Atmosphäre unter Architekten. Sie war meist geprägt von Stress, Anfeindung, chronisch Erkälteten, Jammern (sicher zu recht) und Aggression. Das ist auf Dauer einfach ungesund.

Das soll kein Ausstiegsplädoyer sein. Ich will nur sagen, dass wir einen nicht geringen Einfluss darauf haben, womit wir uns umgeben. Egal wie schlecht bezahlt, leben wir alle in einer mehr als priviligierten Gesellschaft. Und wenn uns das, was wir machen und was uns umgibt, nicht gefällt, haben wir zumindest die Möglichkeit Entscheidungen zu treffen, die daran etwas ändern.

Ich sag auch nicht, dass es jetzt einfacher ist. Aber wenigstens ist man nicht mehr Opfer...

Geändert von Samsarah (06.09.2010 um 11:30 Uhr).

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Datum: 06.09.2010
Uhrzeit: 12:21
ID: 40722



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #7 (Permalink)
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Zitat:
Ich glaube es ist realistisch, die Kosten eines Mitarbeiters mit gut 6000 EUR/Monat anzusetzen - damit ist sein Lohn, die Arbeitnehmernebenkosten und Anteilig die oben genannten Punkte (Arbeitsplatz, Software...) zu verstehen.
Wie gesagt, ich habe beide Zahlen - das genannte Honorarvolumen, und die von Dir genannte Zahl angenommen, wobei mir natürlich der Fehler unterlaufen ist, überschlägig mit zehn statt zwölf Monaten gerechnet zu haben..... lol

also:

rund 100.000 pro AN

Kosten: ca. 5.000-6.000 pro Kopf und Monat, macht 60.000 - 72.000 € pro Jahr.

Wieviel Haftpflicht, Miete, Material und Software gesteht ihr euren Mitarbeitern zu?? das kann doch bei allen Zugeständnis nicht antelmässig 28-40% eines Lohnes sein???

Was auch oft zu Fehler in der Diskussion führt, ist dass die Versicherung mit zunehmender Mitarbeiterzahl proportional abnimmt.


Als Angestellter kann ich natürlich nicht über firmeninterne Bilanzen schreiben, jedoch liegt die oben genannten Bilanzen von 800.000-1.000.000 € für 8-10 Mitarbeiter durchaus in einem Mittelmass, wie es in einem gut laufenden und gesunden (damit meine ich genügend laufende Projekte) Büro
anzunehmen ist. Es können damit sehr komfortabel Löhne gezahlt und feste Kosten bezahlt werden, und auch an Gewinnüberschuss (sowohl bei Gesellschaftergehälter als auch beim Jahresabschluss) ist noch reichlich vorhanden.

Ich hatte übrigens auch schon in einem Büro mit 2 Mann gejobbt, wo ich zeitweise eigentlich sogar die beste Gewinnbilanz gesehen habe. Es gab ein Honorarvolumen von ca. 200-300.000 Euro für Chef und 1 Angestellter. Man muss aber dazu sagen, dass das Problem der Kleinen nicht in der Summe der Umsätze liegt, sondern darin, dass keine langfristig konstante Auftragslage vorhanden ist. Die Kleinen leben meist von der Hand in den Mund, von Laufkundschaft und Bekannten.

Zweitens:


Zitat:
Und eines hat mich in meiner Zeit als Mitarbeiterin fast am meisten belastet, die negativ aufgeladene Atmosphäre unter Architekten. Sie war meist geprägt von Stress, Anfeindung, chronisch Erkälteten, Jammern (sicher zu recht) und Aggression. Das ist auf Dauer einfach ungesund.
Dem stimme ich voll zu. Architekten arbeiten viel zu hart und intensiv für den Verdienst, den sie bekommen. Ein ähnliches Arbeitszeitpensum in der Wirtschaft führt unweigerlich zu Zugang zu Schlüsselpositionen bzw. Gehalterhöhungen, was bei uns nicht der Fall ist.



Meiner Meinung nach liegt ein grosses Stück Wahrheit in k-roys Aussage:

Zitat:
ein ziemlich wichtiger Erklärungsansatz ist doch der, daß oft eher künstlerisch veranlagte Architekten eigene Büros eröffnen, und das ordentliche wirtschaften tatsächlich nie gelernt wurde und auch als kreativ-Hemmnis gesehen wird.
Es ist einfach so, dass es viel zu viele Büros gibt, die von Architekten gegründet werden, die mit ein- bis zwei tollen versprochenen Aufträgen sich gleich selbstständig machen wollen, aber sowohl von BWL als auch von der Bedeutung einer langfristig sicheren Auftragslage keinerlei Ahnung haben.

Geradezu als unverantwortlich kategorisiere ich solche "hippen kreativen", die dann ein zwei Angestellte einstellen, und sich der Tragweite an sozialer Verantwortung eines AN gegenüber keine Ahnung haben.

Das Problem der Architektenschwemme, dass von der Kammer immer wieder gerne auf den Tisch gebracht wird, wird meiner Meinung nach viel zu sehr auf die Absolventen fixiert, es wird viel zu wenig über die Schwemme der Bürogründungen geredet. Dies liegt natürlich im Interessen der Kammern, die nun mal die Büroinhaber und nicht die Studenten vertritt.

Abhilfe kann auch hier wohl relativ einfach mit strengeren Zugangskriterien geschaffen werden: Man sollte für Bürogründer BWL-Fortbildungen fordern, und eine finanzielle Hürde für Firmengründungen fordern, wie z.B. die Einlage bei GmbHs. Dadurch würde sich der Markt erheblich bereinigen.

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