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Datum: 14.09.2010
Uhrzeit: 09:26
ID: 40845



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ?

#1 (Permalink)
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Zitat von Archimedes Beitrag anzeigen
Was in dieser Diskussion aus meiner Sicht gar nichts bringt, ist das Philosophieren über die Einkünfte der Büroinhaber.
Zum Errechnen der Einkünfte der Büroinhaber fehlen den Allermeisten wohl die notwendigen Angaben und Erfahrungswerte. Ich finde nichts verwerflich oder unangemessen daran, wenn ein Büroinhaber von einem Architekturbüro mit 8-10 Angestellten, daß 5-fache eines durchschnittlichen Angestellten (netto) verdient bzw. sich selbst auszahlt.
Diese Spanne ist nicht hoch und wird in vielen anderen Bereichen der freien Marktwirtschaft deutlich überschritten. Sowohl bei Handwerksunternehmen, als auch bei anderen freien Berufen (Ärzte, Rechtsanwälte) verdienen die Inhaber um ein Vielfaches besser, als jeder ihrer Angestellten. Nehmen wir z.B. mal die Rechtsanwälte, weil ich mich da ein wenig auskenne. Bei einer mir bekannten Kanzlei kommen auf 4 Rechtsanwälte 3 weitere Angestellte (2 Fachgehilfen und eine Auszubildende). Die drei Angestellten machen die ganze Büroarbeit und bekommen mit abgeschlossener Ausbildung und ca. 15 Jahren Berufserfahrung ca. 1.500-1.600 Euro (brutto) bei Vollzeit im Monat, während die Anwälte durchschnittlich bei ca. 5.000-6.000 Euro (netto) im Monat liegen werden. Und das bei halbwegs geregelten Arbeitszeiten. Da beschwert sich niemand, weil es marktüblich ist. Natürlich haben diese Angestellten nicht studiert, aber wenn man die Dauer eines Studiums (ca. 5 Jahre) ins Verhältnis zur Dauer einer Ausbildung (ca. 3 Jahre) setzt und das Ganze wiederrum ins Verhältnis zur Lebensarbeitszeit (ca. 40 Jahre) setzt, dann wirkt sich das Studium kaum aus.(...)
Ja, ich denke wirklich beurteilen kann man das nur, wenn man mal auf beiden Seiten gesessen hat. Aus dem Umsatz die Gehälter zu errechnen halte ich ohne Erfahrungswerte eher schwierig. Ich denke hier ist es in der Architektur wie überall: Es gibt Firmen, die zahlen gute Gehälter, soweit es Ihnen möglich ist, anderen wiederum ist der eigene Profit wichtiger. So ist es doch fast überall in der freien Wirtschaft, was jetzt nicht heißt, dass ich das gutheißen würde, aber joa...

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Datum: 14.09.2010
Uhrzeit: 17:45
ID: 40858



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ?

#2 (Permalink)
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Meiner Meinung nach bringt es sehr viel, über die Gehälter zu philosophieren. Die Höhe der Chef-Löhne geht einen Angestellten nichts an, aber schon, ob er - falls ausreichend Umsatz vorhanden ist - die Angestellten angemessen bezahlt.

Ist nicht genug Umsatz da, um seine Leute angemessen zu entlohnen, dann muss der Betrieb eben wie in der freien Wirtschaft (mit Tariflöhnen) saniert werden - sprich Mitarbeiter entlassen und Kapazitäten anders einplanen.

Da Büros aber nie effizient arbeiten (Zeichnungen und Entwürfe werden einfach zu oft überzeichnet), und deshalb zu viele Arbeitskräfte im Büro sitzen haben, wird oft die niedrigen Löhne mit dieser misslichen Betriebsorganisation entschuldigt.

In diesem Sinne ist eine Diskussion über Löhne und Umsätze durchaus gerechtfertigt.

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Datum: 14.09.2010
Uhrzeit: 18:35
ID: 40860



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #3 (Permalink)
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Wenn man das aber tut, dann nicht mit spekulativen Werten. Da gebe ich Archimedes recht. Und da es sich bei einer Anstellung im Architekturbüro in der Regel auch nicht um ein Verhältnis auf Umsatzbeteiligung handelt, ist diese Koppelung erstmal gar nicht nachvollziehbar für mich.
Dass mißbräuchliche Argumente zur Durchsetzung zu niedriger Gehälter nicht ok sind, d'accord. Fakt ist doch aber, dass wir alle uns mit den Konditionen einverstanden erklären, wenn wir in ein solches Beschäftigungsverhältnis eintreten (klar, mancher aus der Not heraus). Und wir können nicht einerseits in der Gehaltsverhandlung alles schlucken, um nur ja irgendeinen Job zu bekommen und dann hinterher zetern, dass das nicht fair ist. Vertrag ist Vertrag. Sinnvoller ist es doch, gleich andere Maßstäbe bei der Jobwahl anzulegen. Ich bleibe dabei, dass wir (unabhängig von den Motiven der Arbeitgeber) maßgeblich zu den Lohndumpingsituationen beigetragen haben und noch beitragen.

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Datum: 14.09.2010
Uhrzeit: 22:02
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AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #4 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Samsarah Beitrag anzeigen
Ich bleibe dabei, dass wir (unabhängig von den Motiven der Arbeitgeber) maßgeblich zu den Lohndumpingsituationen beigetragen haben und noch beitragen.
Das sehe ich nicht so. Hauptgrund für das im Verhältnis zu anderen Branchen niedrige Lohnniveau ist m. E. die zu geringe Wertschöpfung im Architekturbetrieb. Da werden in Handarbeit (Manufaktur) mit mittelalterlich-handwerklichen Methoden Einzelobjekte geschaffen - nicht weit weg vom Kunstschmied. In anderen Branchen und in rationellen Konzernumgebungen wirken ganz andere Hebel. Da verantwortet oder generiert einer Umsätze, die die um ein Vielfaches höheren Gehälter locker ermöglichen. Deshalb ist es so wichtig, die Büros wirtschaftl. zu organisieren.

T.

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Datum: 14.09.2010
Uhrzeit: 23:12
ID: 40872



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #5 (Permalink)
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Ich mach mich jetzt mal unbeliebt. Die große Mehrheit aller Planungen und Bauten liegen mit ihrem reelen künstlerischen Wert am unteren Ende. Klar, jeder Architekt hält sich für den großen Künstler, aber vieles da draussen wird dem Anspruch wirklich nicht gerecht. Das jedes Bauwerk einem maßgefertigten Schmuckstück gleicht, wäre vielleicht wünschenswert. Aber das ist doch keinesfalls die Regel. Die meisten sind 08/15-Ingenieusleistungen aus dem Standardkatalog, mit etwas Glück zumindest mit halbwegs harmonischen Proportionen und funktionabel.
Dass der Aufwand auch für eine solche Planung und Umsetzung in keinem guten Verhältnis zu den Einnahmen steht, unterschreibe ich sofort. Aber das Lied vom unverstandenen Künstler... naja.
Die anderen Branchen, in denen die Wertarbeit auch noch als solche entlohnt wird, zahlen trotz ihrer vermeintlich höheren Wertschätzung ihrem Durchschnittsmitarbeiter keine üppigeren Gehälter oder von welchen Branchen sprichst Du?

Und damit komme ich wieder an den gleichen Punkt. Die Wertschätzung für die eigene Arbeit beginnt doch bei mir selbst. Solange sich die Absolventen und jüngeren Architekten zu Praktikantenkonditionen verheizen lassen und die Büroinhaber sich darin überschlagen, die Kosten für den Bauherren noch ein paar Prozent unter die HOAI zu drücken, um im Rennen zu bleiben, solange wird die Situation immer schlechter. Oder glaubt jemand, ein Chef kommt an und bietet 3.000€ nachdem der Bewerber zaghaft 1.800€ als Gehaltsvorstellung genannt hat? Oder der Bauherr schlägt einem freundschaftlich auf die Schulter und legt noch 100.000€ Honorar drauf, weil er uns doch so sympatisch findet?

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Datum: 15.09.2010
Uhrzeit: 08:49
ID: 40880



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #6 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Samsarah Beitrag anzeigen
Die Wertschätzung für die eigene Arbeit beginnt doch bei mir selbst.
Richtig. Man kann nicht erst zum Bauherrn oder Chef kriechen, damit man den Auftrag/die Arbeitstelle bekommt und anschließend meckern, weil man wirtschaftlich nicht klarkommt. Diese Rechnung muß man vorher machen und dann auch damit leben können, daß man nicht jeden Auftrag oder jede Arbeitsstelle bekommt. Ich denke, ein Stichwort lautet KONSEQUENT sein und sich nicht permanent verbiegen.

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Datum: 15.09.2010
Uhrzeit: 11:17
ID: 40885



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #7 (Permalink)
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Tom, Archimedes und Samsarah sagen vieles richtig, z.B.

Zitat:
Aber es gibt wirtschaftlichere Bürogrößen, wirtschaftlichere Projektgrößen, wirtschaflichere Bauaufgaben und wirtschaftlichere Arten, die Projekte zu bearbeiten. Nicht alles in einer Soße verrühren!
Zitat:
Die Praxis ist - obwohl ich selber von Kunstschmied geredet habe -, dass der wirtschaftl. Spielraum in kleineren, suboptimal geführten Büros so eng ist, dass an künstl. Anspruch, sorgfältige Detaillierung, engagierte Bauleitung etc. vielfach gar nicht mehr zu denken ist.
-> Fast alle Büros machen diese engagierte Bearbeitung aber trotz fehlendem finanziellem Spielraum, weshalb viele Projekte nicht rentabel sind.

Zitat:
Kann z.B. ein Bildhauer, der vor einem Granitblock steht, genau sagen, wieviele Stunden er benötigt um daraus eine Büste zu schlagen und wieviele Hammerschläge oder Trennscheiben er brauchen wird?
-> deshalb ist es ja so wichtig, dass die Honorarordnung die Realität der Bearbeitung der Architektur-Aufgaben aufgreift.

Zitat:
Die große Mehrheit aller Planungen und Bauten liegen mit ihrem reelen künstlerischen Wert am unteren Ende. Klar, jeder Architekt hält sich für den großen Künstler, aber vieles da draussen wird dem Anspruch wirklich nicht gerecht.
---> ist die absolute Wahrheit. Wenn man Pressetexte liest, kann man es teilweise gar nicht fassen, mit welchen absurden "Ansprüchen" die banalste Architektur verkauft wird.

Meiner Meinung nach ist das Resultat aber immer Geschmacksache.

1. Der künstlerische Anspruch fängt dort an, wo über die Gestaltung über reine konstruktionsrelevante Bereiche hinausgeht, und diese den gestalterischen Aspekten untergeordnet wird.

2. Die "Kunst" (d.h. das aussergewöhnliche Ergebnis - was Samsarah wohl mit "künstlerischem Wert" bezeichnet) beginnt dort, wo der Entwurf bzw. die Gestaltung grundlegend und im gesamtem einem theoretisch-intellektuellen Ansatz folgt.

Ein Gebäude wird dann allgemein als Kunst anerkannt, wenn ein Konsens über die Qualität der Leistung bzw. des Resultats vorliegt.

Wo sich dann die "Profanbauten" mit dem von den Architekten eingeforderten "künstlerischen Ansprüchen" einreihen, bleibt dem Urteilsvermögen jedes Einzelnen überlassen.

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Datum: 15.09.2010
Uhrzeit: 23:30
ID: 40907



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #8 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Samsarah Beitrag anzeigen
Die Wertschätzung für die eigene Arbeit beginnt doch bei mir selbst. Solange sich die Absolventen und jüngeren Architekten zu Praktikantenkonditionen verheizen lassen ...
Samsarah, ich weiß, es ist ein oft geäußerter Gedanke, dass die vielen unterbezahlten Planer selbst schuld sind an ihrer Lage. Und tatsächlich gibt es eine Art Strudel nach unten: Die Arbeitsgeber loten die Schmerzgrenze nach unten aus. Aber die strukturellen Ursachen für die Misere liegen woanders, den Schuh müssen sich die Leute, die in ihrem erlernten Beruf arbeiten wollen, nicht anziehen! Oder sind die Arbeitnehmer in anderen Dumping-Branchen auch alle selbst schuld an den Verhältnissen, weil sie einfach nicht von der fixen Idee lassen wollen, mit Arbeit ihr Geld zu verdienen?

Das impliziert ja u.a. auch, dass als Architekten ausgebildete Leute völlig frei sind, irgendwelche anderen Berufe zu ergreifen. Zu Zeiten des Dot-Com-Booms haben ja tatsächlich manche Leute das Architekturstudium als eine generalistische Idealausbildung gepriesen, die Tore in alle Richtungen öffnet. Ich habe schon länger keinen mehr gehört, der diese Meinung vertritt. Es gibt einfach viele andere interdisziplinäre Bildungsangebote, die methodisch, inhaltich weit besseres Rüstzeug bieten für eine kulturelle Crossover-Karriere.

Zurück zum Punkt und zur Selbst-Wertschätzung: Glaube mir, die ist bei mir in wunderbarer Weise gegeben. Aber die Hire-and-Fire-Mentalität in der Architektur-Branche ist nicht in Ordnung. Das Lohnniveau könnte etwas besser sein, wenn sich die Unternehmensführer mit Fragen der Wirtschaftlichkeit und eines nachhaltigen Managements seriöser auseinandersetzen würden und sich heute schon zaghafte Gedanken machen würden, mit was sie morgen vormittag Geld verdienen möchten.

T.

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Datum: 14.09.2010
Uhrzeit: 18:40
ID: 40861



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #9 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von noone Beitrag anzeigen
Da Büros aber nie effizient arbeiten (Zeichnungen und Entwürfe werden einfach zu oft überzeichnet), und deshalb zu viele Arbeitskräfte im Büro sitzen haben, wird oft die niedrigen Löhne mit dieser misslichen Betriebsorganisation entschuldigt.
Ich denke, daß mangelnde Effizienz in allen Arten von Planungsbüros zu finden ist. Unabhängig von Bürogröße, Auftraggebern oder Projekten.
Das liegt aber daran, daß es keine standardtisierten Abläufe gibt bzw. kaum geben kann, da jedes Projekt, jeder Bauherr, jede Aufgabe, jeder zeitliche Rahmen anders ist. Regeldetails kann man hin und wieder verwenden, aber nicht ausschließlich. Entwurfsabläufe kann man zwar im Voraus planen, aber in den seltensten Fällen wird dieser Plan eingehalten werden können, da zuviele Faktoren und Änderungswünsche hereinspielen. Selbst die Leistungsphasen nach dem Entwurf sind schwer einzuschätzen und zeitlich planbar, da zuviele andere Personen (Bauherr, Banken, Fachplaner, Firmen, Nachbarn, Behörden, etc.) oder Dinge wie Wetter, Materialengpässe, Preisschwankungen etc. Einfluß darauf nehmen und jeder Beteiligte wiederum eigene Schwankungen in seiner Zeitplanung hat.

Wie sieht also das Rezept für das effektiv arbeitende, zeitlich durchorganisierte und gerecht bezahlende Architekturbüro aus???

Sollen wir es wie der Handel oder die Autowerkstatt handhaben und von Stücken und Zeiteinheiten sprechen?

Kann z.B. ein Bildhauer, der vor einem Granitblock steht, genau sagen, wieviele Stunden er benötigt um daraus eine Büste zu schlagen und wieviele Hammerschläge oder Trennscheiben er brauchen wird? Kann er vorher wissen, ob durch einen falschen Schlag der gesamte Block unbrauchbar wird und er ganz von vorne anfangen muß und dazu noch einen neuen Stein bezahlen muß?

Wie läßt sich das also in den "künstlerischen" Bereichen des Architekturbüros, wie Entwurf, Detailplanung und Bauleitung (auch hier ist Kreativität gefragt) im Vorfeld so einschätzen, daß man genau weiß, wie lange man wieviele Mitarbeiter für die Lösung der Aufgabe benötigt und wie hoch der Gewinn sein wird?

Trägt der Büroinhaber das Risiko einer Fehleinschätzung alleine oder darf er seine Mitarbeiter am Risiko teilhaben lassen, wenn sie auch am Gewinn partizipieren wollen?

Ich bin sehr gespannt, ob es neben theoretischen Ansätzen hierzu praktische Alltagstipps gibt.

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Datum: 14.09.2010
Uhrzeit: 20:07
ID: 40863



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #10 (Permalink)
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Zitat von Archimedes Beitrag anzeigen
Trägt der Büroinhaber das Risiko einer Fehleinschätzung alleine oder darf er seine Mitarbeiter am Risiko teilhaben lassen, wenn sie auch am Gewinn partizipieren wollen?
Das ist genau der Punkt. Wenn es ein Modell mit Umsatzbeteiligung gibt, würde das Risiko auch auf die Mitarbeiter verteilt werden müssen. Das will ja aber auch keiner wirklich, oder?
So wie es momentan aussieht, bin ich aber schon der Ansicht, dass das Risiko allein beim Inhaber liegt und das muss er natürlich auch in der Vertragsgestaltung berücksichtigen.

So chaotisch, wie ich Projektplanung zum Teil erlebt habe, gibt es aber definitiv großes Optimierungspotential. Das fängt bei ordentlichen Dokumentationen abgeschlossener Projekte an, sodass zumindest das Prinzip nicht jedes Mal neu angedacht werden muss, und plätschert munter weiter zu besserer Zeit- und Kostenplanung, die mit realistischen Spielräumen für genannte Eventualitäten durchaus machbar ist, über qualifikationsorientiertere Personalauswahl bis zur Durchsetzung übergreifender Standards. Die muss man sicher an jedes Projekt angleichen, aber wenn ein anderer Mitarbeiter nicht mal mehr in der Lage ist, bei einem kurzfristigen Projektwechsel irgendeine Struktur wiederzuerkennen, weil jedes Projekt macht, was es will, dann ist klar, wo ein Großteil der Kapazitäten versacken.
Ein wichtiger Punkt scheint mir auch die Einbindung gut ausgebildeter Leute für die Vertrags- und Rechnungsangelegenheiten. Viele Chefs glauben, sie hätten da schon den Durchblick und müssen hinterher mit den Folgen leben, weil sie an der falschen Stelle gespart haben.

Ich finde ja die Filmindustrie ist da ein guter Vergleich. Filme beanspruchen auch die Mischung aus künstlerischem Freiraum und Machbarkeit. Hier sind Budgetüberschreitungen aber beim besten Willen nicht vergleichbar und die Sache ist, trotz teilweise mehr beteiligten Parteien, straff durchgeplant. Warum soll das bei Häusern nicht gehen? Und je erfahrener die Chefs sind, desto präziser sollten sie doch in der Lage sein, Annahmen für bestimmte Entwicklungsabläufe zu liefern, die auch realistisch sind.

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Datum: 14.09.2010
Uhrzeit: 22:55
ID: 40870



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #11 (Permalink)
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Ich denke, daß mangelnde Effizienz in allen Arten von Planungsbüros zu finden ist. Unabhängig von Bürogröße, Auftraggebern oder Projekten.
Aber es gibt wirtschaftlichere Bürogrößen, wirtschaftlichere Projektgrößen, wirtschaflichere Bauaufgaben und wirtschaftlichere Arten, die Projekte zu bearbeiten. Nicht alles in einer Soße verrühren!

T.

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Datum: 15.09.2010
Uhrzeit: 08:42
ID: 40878



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #12 (Permalink)
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Zitat von Tom Beitrag anzeigen
Aber es gibt wirtschaftlichere Bürogrößen, wirtschaftlichere Projektgrößen, wirtschaflichere Bauaufgaben und wirtschaftlichere Arten, die Projekte zu bearbeiten. Nicht alles in einer Soße verrühren!
T.
Mag sein. Ich lese hier viermal "wirtschaftlicher", aber keine einzige Anregung, wie so etwas aussieht. Das ist das theoretische Denken was im Büroalltag durch praktische und umsetzbare Lösungen ersetzt werden muß. Sonst kann der Angestellte auch nur theoretisch mehr Gehalt verlangen, aber nicht tatsächlich.

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Datum: 16.09.2010
Uhrzeit: 00:10
ID: 40914



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #13 (Permalink)
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Zitat von Archimedes Beitrag anzeigen
Mag sein. Ich lese hier viermal "wirtschaftlicher", aber keine einzige Anregung, wie so etwas aussieht. Das ist das theoretische Denken was im Büroalltag durch praktische und umsetzbare Lösungen ersetzt werden muß. Sonst kann der Angestellte auch nur theoretisch mehr Gehalt verlangen, aber nicht tatsächlich.
Ich will nicht auf alles antworten, was Du so verlauten lässt, aber der Versuch mich als reinen Theoretiker zu brandmarken, entlockt mir mir ein süßes Schmunzeln. Wenn Du ein Büro selbst führst (schließe ich aus Deinen chefmäßigen Statements), weißt Du genau, von welchen unprofitablen Projektgrößen und Bauaufgaben ich rede - von denen Du konsequenter Weise (sic!) die Finger lassen solltest. Wer von den Chefs der 5-Mitarbeiter-Büros hat denn ein qualifiziertes Konzept, in welchen Marktsegmenten mit welchen Strategien er wie Aufträge akquiriert? Wo ist denn ein Konzept zur mittel- und längerfristigen Personalentwicklung? Wo ist denn ein unternehmerisches Verständnis für die Reibungsverluste und Ineffizienz, die die große Fluktuation in Architekturbüros mit sich bringt?

Bitte nicht meinen, dass ich mich in eigener Sache beklage - dafür habe ich meinen Frisör.

T.

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Datum: 16.09.2010
Uhrzeit: 09:31
ID: 40915



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #14 (Permalink)
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Zitat von Tom Beitrag anzeigen
Wer von den Chefs der 5-Mitarbeiter-Büros hat denn ein qualifiziertes Konzept, in welchen Marktsegmenten mit welchen Strategien er wie Aufträge akquiriert? Wo ist denn ein Konzept zur mittel- und längerfristigen Personalentwicklung? Wo ist denn ein unternehmerisches Verständnis für die Reibungsverluste und Ineffizienz, die die große Fluktuation in Architekturbüros mit sich bringt?
Da wirst du sicherlich Recht haben, denn die meisten dieser Chefs haben doch auch Architektur studiert und von dem marktwirtschaftlichen entsprechend wenig Ahnung. Und bei fünf Mitarbeitern ist ohnehin fraglich, ob es jemanden gibt, der solche Konzepte entwickeln kann.

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Datum: 16.09.2010
Uhrzeit: 10:50
ID: 40918



AW: Architekten - ein Volk von Sklavenhaltern und Opferlämmern ? #15 (Permalink)
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Ich will nicht auf alles antworten, was Du so verlauten lässt, aber der Versuch mich als reinen Theoretiker zu brandmarken, entlockt mir mir ein süßes Schmunzeln. Wenn Du ein Büro selbst führst (schließe ich aus Deinen chefmäßigen Statements), weißt Du genau, von welchen unprofitablen Projektgrößen und Bauaufgaben ich rede - von denen Du konsequenter Weise (sic!) die Finger lassen solltest.
Es geht nicht hier um Leute als Theoretiker abzustempeln oder zum Schmunzeln anzuregen, auch wenn hier sehr viel Theorie in der Diskusiion ist, aber die konkreten Vorschläge bleiben wir uns hier alle schuldig. Es ist sehr viel Wischi-Waschi und gleicht stark dem was wir täglich von der Regierung hören, wenn sei seit Jahren von "mehr netto vom brutto" spricht, aber das entsprechende Handeln fehlen läßt.

Mit Fingern auf Probleme zu zeigen, aber dann Antworten schuldig zu bleiben ist leider so eine deutsche Mentalität.

Leider gibt's es hier im Forum sehr wenige Leute, die das Ganze auch aus Arbeitgebersicht beurteilen und beantworten können. Dafür umso mehr, die sich als Angestellte schlecht behandelt fühlen und gerne den schwarzen Peter in den Chefetagen suchen.

Ich frage daher nochmal:

Wie sieht das Rezept und wie sehen die Konsequenzen aus?

Hat hier Jemand das Kapital, die Idee und das Backgroundwissen um das perfekte Architekturbüro aus dem Boden zu stampfen???
Mit eigenem Controlling, Administator, Personalabteilung, Wirtschaftberatern, Webdesignern, PR-Abteilung, Rechtsanwälten, betriebseigenen Psychologen und Physiotherapeuten am Arbeitsplatz, welches mit 50 gut ausgebildeten Architekten und Fachleuten lukrative Großprojekte bearbeitet, hervorragende Architektur macht, bestens zahlt, wo keine Überstunden anfallen, immer genug zu tun ist und welches ständig auf dem neuesten Stand ist?

Nein? Dann fragt Euch mal wie alles irgendwann mal angefangen hat.


Besser machen!

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