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Social Bookmarks: Alles, wie bereits gesagt, richtig und ein Stück weit verfolgenswert. Ich kenne verschiedene Handwerksbetriebe, die in Sachen Controlling und Projektverfolgung bestens aufgestellt (Orga-Software, elektr. Zeiterfassung, Zahlungsmanagement, etc.) und unabhängig zertifiziert sind. Dennoch gerät jedes Schema unter bestimmten Umständen an seine Grenzen und muß dann, wenn es konsequent vorgeschrieben werden soll, mehr oder weniger aufwendig modifiziert werden....oder man läßt es im speziellen Fall einmal beiseite. An der Stelle beginnt der Schlendrian... Die Plattformen, die ich mir bisher angesehen habe sind entweder zu aufgeblasen oder aber zu einfach und bieten zu wenig Anpassungsmöglich-keiten. Die Folge ist, daß man sich wieder selber was basteln muß, wenn man es ernst nimmt...Excel und Co. Im ganzen Konzept ist der größte Ungenauigkeitsfaktor allerdings der Mitarbeiter selbst, den man ständig an das Fortschreiben und das korrekte Erfassen seiner Leistung/Stunden erinnern muß. ![]() Es geht in kleinen Büros auch deutlich einfacher, wenn sich der Inhaber regelmässig durchführbare Wochenprogramme aufstellt, diese an seine Mitarbeiter kommuniziert und am Ende der Woche die Einhaltung überprüft. Das Ganze natürlich im Abgleich mit Einnahmen/Ausgaben. Die zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten sind heute zahlreicher als jemals zuvor, dennoch muß man sich gut überlegen, ob und welche man davon einsetzt, denn noch lange nicht jede verfügbare und verheissungsvolle Möglichkeit verbessert den Workflow oder die Effektivität. Bestes Beispiel: das Mobiltelefon/Handy...heute nicht mehr weg zu denken und ein wichtiges Instrument zum Kommunizieren und Organisieren. Wenn man sich mit Leuten unterhält, die in der Zeit vor dem Handy gearbeitet haben bzw. sich einmal selbst erinnert, stellt man sehr oft fest, daß dieses vermeintliche Highlight uns kaum Zeit oder Effektivitätvorteile gebracht hat, sondern uns sogar manche Nachteile beschert hat. Ich denke, daß globale, zentrale Lösungen und Theorien in kleineren Strukturen allzuoft nicht passen und man dort individueller, "dezentraler", auch regional reagieren und organisieren sollte. Mich ärgert hier ein wenig die pauschale Unterstellung, daß in Büros generell eine schlechte Organisation herrscht. Das stimmt einfach verallgemeinernd nicht. Wer aber die Stränge selbst einmal in der Hand hat wird schnell merken wieviele Einflußgrößen (interne und externe) die eigene Kalkulation beeinflußen und sie möglicherweise schnell ad absurdum führen. Oder glaubt wirklich jemand hier, daß die Vielzahl der Büroinhaber die hier genannten Theorien vorher nicht kannten und in ihr Konzept integrieren wollten? Wie gesagt, Diskussion und Alltagsgeschäft...dazwischen gibt's doch noch was. Nennen wir es mal Grauzone. ![]() | |
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noone: Offline
![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 18.09.2010 Uhrzeit: 15:59 ID: 40962 | Social Bookmarks: Zitat:
Man kann sowieso nicht von 8 Stunden am Tag als reine Arbeitszeit ausgehen, da alleine durch Mails, Schriftverkehr, Anrufe, allgemeine Bürotätigkeiten Zeit abzuschreiben ist. Zum Beispiel gehe ich grosszügigerweise von 5 Stunden am Tag aus, die auf die Projekte verteilt werden. Den Rest sehe ich als allgemeine Stunden an, die auf das Büro abgeschrieben werden. Die genaue Auflistung der 5 Stunden ist aber relativ wichtig, denn wenn Du davon ausgehst, dass die Mitarbeiter Dir am Ende der Woche aufzählen, warum sie mit der angeforderten Leistung nicht fertig geworden sind, hast Du keinerlei Kontrolle, ob sie jetzt nachlässig gearbeitet, Probleme mit einer Aufgabe oder sonstiges gemacht haben. Wenn du eine klare Zuordnung zu Leistungen hast, kannst Du innerhalb dem Betrieb die Effizienz der Einzelnen vergleichen und überwachen. Das hört sich jetzt etwas bösartig an, aber es geht auch darum, ineffiziente Phasen im Projekt erkennen und durch Teamarbeit oder Meetings auflösen zu können. Ich habe erkannt, dass eine Bearbeitung mehrerer Aufgaben pro Tag viel effektiver ist, als den ganzen Tag über einem Projekt zu brüten. Nach ca. 2-3 Stunden lässt die Aufmerksamkeit bzw. Kreativität bezüglich der bestimmten Aufgabe nach, und dann ist es wichtig, eine andere Aufgabe zur Hand zu nehmen. Ich kenne die ganzen Theorien der BWL innerhalb Architekturbüros, und glaube mir, die wenigsten haben überhaupt eine Übersicht, was innerhalb der Projekte schief geht. Kostenkontrolle und Stundenerfassung macht fast jeder, aber wenn wir uns ehrlich und aufrichtig ansehen, welche Auswertung damit gemacht wird, stellen wir sehr schnell fest, dass zwar erkannt wird, wann die aufgebrachten Stunden den Gewinn verzehren, aber ein Ändern der Struktur oder eine Ablauf- oder Kostenoptimierung wird kaum in Angriff genommen. | |
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Ich glaube wir meinen im Grunde das Gleiche, haben aber evtl. verschiedene Erkenntnisse daraus gewonnen. Stunden- oder Tagespläne taugen z.B. aus meiner Sicht nur bedingt was. Geändert von Archimedes (19.09.2010 um 09:34 Uhr). | ||
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In einem Architekturbüro müssen, so unglaublich und "ketzerisch" sich das vielleicht anhört, Freiräume für "kontrolliertes Chaos" gelassen werden. Manche Dinge erledigen sich wie von selbst, wenn man sich nicht daran festklammert oder sie mal 2-3 Tage länger, wie im ursprünglichen Zeitplan verankert, liegen läßt. Es ist ebenso ratsam andere Dinge kurzfristig dazwischen zu schieben, auch wenn man gerade an einer wichtigen Arbeit sitzt. Aber diese Kleinigkeiten, die man dann sofort zwischendurch erledigt, bringen einem zu einem späteren Zeitpunkt einen wesentlich größeren Zeitvorteil. Das sind jetzt Beispiele für Situationen, die sich nicht vorplanen oder korrekt nachverfolgen lassen, die aber permanent (wichtiger und sinnvoller) Bestandteil der täglichen Arbeit sind. Ich glaube, daß ich davon aber jetzt genug erzählt habe. Rausfinden sollte das Jeder selbst, sofern er irgendwann den Schritt wagen möchte. Das Threadthema war ein etwas anderes, aber vielleicht hat sich in den letzten Beiträgen dieser Diskussion ein wenig gezeigt, warum zwischen Angestellten um Chef eine gewisse Diskrepanz besteht und das Ganze doch wesentlich komplexer ist, als man sich das als "unzufriedener" Absolvent vorstellt. Ich würde also weder pauschal von Sklavenhaltern, noch von Opferlämmern sprechen. Die gibt's vereinzelt, aber wenn sich zukünftig keiner mehr so "selbstlos opfert", dann sterben die Sklavenhalter sehr schnell aus. | ||
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Archiologe: Offline
![]() ![]() Beitrag Datum: 22.09.2010 Uhrzeit: 11:37 ID: 41007 | Social Bookmarks: Zitat:
Früher konnte sich der Architekt u.a. auf das Aufskizzieren von Detail beschränken. Diese wurden dann vom Bauzeichner in Pläne verwandelt und archiviert. Sekretärinnen schrieben die Leistungsverzeichnisse sauber zusammen, machten Termine, übernahmen die gesamte nichtfachliche Korrespondenz. Gerade in Büros mit <5 Mitarbeitern muß heutzutage der Architekt alle Aufgaben dieser Berufe übernehmen. Das führt zwangsläufig zu einer Überbelastungung "artfremder" Tätigkeiten. Gerade die Planarbeit am Computer frißt Unmengen von Zeit auf. Ausserdem fängt der Architekt immer wieder von Null an. Jeder Gebäude soll ein Unikat sein. Laßt mal Maschinenbauer für jeden Kunden ein individuelles Auto bauen. Die Kosten wären gigantisch und die Fehlerquote riesig. Ganz zu schweigen vom Arbeitsaufwand. Der Vergleich mit dem Bildhauer von Samsarah ist dabei nicht stimmig. Der Bildhauer hat nur eine Aufgabe. Seine Empfindungen ins Material zu transportieren. Der Architekt hat neben der kreativen noch ungezählt 10.000 weitere Parameter zu beachten. Eine Aufgabe, die jedem normalen Menschen überfordern muß. Da der Architekt sich das aber nicht eingestehen will, arbeitet er bis zum Herzinfarkt, um dann zu merken, daß er den Anforderungen nie gerecht werden kann. Der Architekt sollte eigentlich der Experte zu das Gesamte sein. Das bedeutet jedoch nicht, daß er alles selber machen muß, sondern, daß er über alles den Überblick behält. Dafür muß er natürlich die Zeit bekommen. | |
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Wenn man sich mal die großen Büros anguckt, dann läuft das häufig ganz anders. Der Gesamtentwurf sieht noch einigermaßen nach Unikat, aber wenn man näher hin guckt erkennt man doch einige Objekte wieder. Und im Detail, wird von Projekt zu Projekt kopiert und verbessert. Die Fluchttreppe wird 1:1 vom letzten Entwurf genommen und nur etwas in den Dimensionen angepasst. Das Gleiche gilt fürs Fenster, die Fassadenbekleidung und das Geländer. Dafür kann man dann auch hervorragend Praktikanten und junge Absolventen einsetzen. Man schickt sie einfach zu den entsprechenden Mitarbeitern, die etwas ähnliches schon gemacht haben, die erklären die Problematik und schon kann ein unerfahrener Absolvent ein solches Detail zeichnen. Und alle haben was davon. Der Praktikant lernt und kommt schnell zum Ergebnis und das Büro spart Zeit und damit Geld. Der Gewinn kann dann anteilig an die Mitarbeiter abgeführt werden - in Form von etwas besseren Gehältern.
__________________ Florian Illenberger tektorum.de - Architektur-Diskussionsforum archinoah.de Architektur Portal - Forum für Architektur: | ||
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Ich denke, daß viele Aufgaben von Architekten selbst abgedeckt werden müssen, weil sie nicht durch Sekretärinnen oder Bauzeichner erfüllt werden können. Es gibt immer weniger "banale" Arbeit, die man irgendwelchen Hilfskräften aufs Auge drücken kann. Schauen wir uns das doch mal an: - Anbahnung von Aufträgen: Architekt oder Betriebswirt (Voraussetzung: Studium) - Gespräche mit dem Bauherrn: Architekt oder Psychologe ![]() - Grundlagen klären und beschaffen: Architekt oder Bautechniker - Entwurfskonzept ausarbeiten: Architekt (Voraussetzung: Studium) - Entwurf CAD zeichnen/rendern: Bauzeichner, Bautechniker oder Architekt - Präsentationen/Zwischengespräche mit Bauherrn: Architekt oder Psychologe (Voraussetzung: Studium) - Abstimmung mit Fachplanern: Architekt oder Bautechniker - Kostenberechnungen: Architekt oder Bauingenieur (Voraussetzung: Studium) - Genehmigungsfähigkeit klären: Architekt (Voraussetzung: Studium) - Genehmigung ausarbeiten: Bauzeichner, Bautechniker oder Architekt - allgemeiner Schriftverkehr: Sekretär(in) . . . Das war jetzt ein kleiner Überblick über häufige Tätigkeiten bis zur LPH. 4. In den Leistungsphasen 5-9 ist der Anteil von Arbeit, die durch einen Architekten oder andere Akademiker geleistet werden muß und nicht durch Bauzeichner oder Sekretärinnen erfüllt werden kann, eher noch größer. Natürlich können sich Architekten auf verschiedene Bereiche und Leistungsphasen spezialisieren, aber das erfordert eine bestimmte Bürogröße, eine bestimmte Projektgröße und eine gleichbleibende Verteilung der speziellen Arbeiten. In kleinen und mittleren Strukturen ist das nicht denkbar bzw. nicht finanzierbar. Ich denke, daß der Projektleiter/Büroinhaber den Überblick über alles behalten muß, aber nicht alles selber machen kann/muß. Damit er das Ganze beurteilen und überblicken kann, muß er aber selbst in allen Leistungsphasen Erfahrungen gesammelt haben. | ||
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