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Social Bookmarks: Grundsätzlich verstehe ich Deine Probleme und die Infragestellung der HOAI, denn vor 6-8 Jahren hatte ich noch ähnliche Gedanken. Grundsätzlich sehe ich aber mehr Vorteile in der HOAI als Nachteile, auch wenn Jedem klar sein muss, dass sie regelmäßig nicht eingehalten, unterschritten und selbst von öffentlichen Auftraggebern oftmals nur halbherzig umgesetzt wird. Aber ich sehe in ihr immer noch einen Maßstab und einen Preisindex für Architektenleistungen. Die Grundidee hinter der HOAI, die dafür steht das nicht der niedrigste Preis, sondern die Qualität entscheidet, finde ich korrekt. Klar macht das den Start enorm schwer, denn etablierte Architekten haben da die besseren Karten, aber man sollte es nicht über den Preiskampf versuchen, denn es wird ansonsten immer Jemanden geben, der es noch ein wenig billiger machen oder etwas schlechter kann und die Frage nach Qualität und Sorgfalt geht völlig verloren. Wenn man sich etablieren konnte, wird man froh sein, dass es eine, wenn auch schwammige, Preisordnung gibt. Es ist eine Frage wie man die HOAI auslegt. Du musst ja beispielsweise nicht alle Leistungen nach HOAI vereinbaren bzw. muss Du nicht alle Leistungsphasen mit allen Prozentpunkten an- und abrechnen. Wenn man die HOAI gut kennt, dann weiß man, welche Punkte/Leistung der Häuslebauer braucht und welche nicht. Über diesen Weg lassen sich dann Angebote so gestalten, dass sie auch für den Endkunden interessant sind. Ebenso kann man im Einzelfall nach Stunden abrechnen und so transparenter arbeiten, Der Stundensatz sollte sich allerdings an den HOAI-Honoraren orientieren, dann passt es auch wieder im Wettbewerb. Realisieren muss man allerdings auch, dass Architekten in gewissen Sparten z.B. supergünstige private Wohnhäuser wenig ausrichten können. Ich kann bei neuen Wohnhäusern unter 280.000 Euro Baukosten kaum etwas für meine Kunden tun, zumindest wenn ich für Honorare arbeiten soll, die den anteiligen Planungskosten der Schlüsselfertigunternehmen entsprechen. Der Einstieg ist fraglos schwer, aber mit einer dauerhaften Unterschreitung der HOAI wird es auch nicht funktionieren. | |
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Hochschule/AG: Architekt ![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 09.03.2016 Uhrzeit: 14:07 ID: 55368 | Social Bookmarks: die HOAI ist nicht auskömmlich, so einfach ist das! |
Social Bookmarks: Also zumindest die HOAI 2013 kann auskömmlich sein. Es hängt halt von Projektgröße/-kosten, Honorarzone und dem vereinbarten Honorarsatz, Umbauzuschlag und Nebenkosten ab. Nicht zu vergessen, dass man besondere und zusätzliche Leistungen korrekt abrechnet. Am Meisten hängt es allerdings davon ab, welche Leistungen man erbringt und welche nicht. Wenn man das reine Entwurfsbüro ist und die Ausführung gerne von sich wegschiebt, dann kann man bis einschl Leistungsphase 4 richtig gut Geld verdienen nach HOAI 2013. Die armen Deppen, die erst ab LPH. 5 ins Geschehen eingreifen, gehen natürlich gerne mal Baden nach HOAI 2013. Als Mischkalkulation von LPH.1-8 kann sie auch funktionieren, zumindest bekommen wir es hin. Die Gewichtungen der Leistungsphasen passen bei den allerwenigsten Projekten. Es müssten aus meiner Sicht mind. 6% von LPH. 1-4 nach LPH. 5-9 umverteilt werden, auch wenn die Entwerfer dann einen Verlust der Entwurfsqualität beschwören. Das muss nicht sein. Dann (nach stärkerer Gewichtung LPH. 5-8) funktioniert das Ganze bei normalen Projekten (HZ III) ab ca. 380.000 Euro anrechenbarer Bruttobaukosten nach HOAI 2013 wirtschaftlich schon. Die Chancen stehen allerdings momentan nicht schlecht, dass die Mindestsätze der HOAI in den nächsten 1-2 Jahren von der EU gekippt werden. So nah davor waren wir noch nie die HOAI zu verlieren. Ob's dann für den deutschen Architekten besser wird, wage ich zu bezweifeln. | |
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Hochschule/AG: Architekt ![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 09.03.2016 Uhrzeit: 20:09 ID: 55370 | Social Bookmarks: Das Problem wird sein, dass zwar das Preisrecht kippt, aber nicht die Haftung. Es gab ja grad ein schönes Urteil gegen die Bauherrenschützer, die für Honorar ein paar Stunden den GU beim Eigenheimbau überwachen. Die Leute haben nämlich einen Werkvertrag, wurde nun jüngst festgestellt, und sind damit auf noch dünnerem Eis als wir. (Davor hat mich meine Versicherung immer gewarnt und ich mich natürlich gefragt, wie denn diese Schützer das machen) Angenommen: Haus für 250k€ 300/400, HZ3, Mittelsatz. Selbst wenn Du nur 50€/h netto ansetzt, hast Du keine zwei Arbeitswochen für die komplette Vorbereitung der Vergabe. Find ich schon sportlich, besonders wenn man immer mal was anderes macht und ein bisschen recherchieren muss. Fängt man dann erst einmal an sich mit den Urteilen über die Erwartungen an die Leistung des Planers zu beschäftigen (seitens der Rechtsprechung), verliert man fast unweigerlich jede Hoffnung, dass das überhaupt zu schaffen ist. Der Planer muss eh schon auf Lücke gehen. Der Preiswettbewerb wird dementsprechend in einem Lückenwettkampf enden, dann muss jeder für sich selbst entscheiden welches Risiko er eingeht... |
Social Bookmarks: Zitat:
Nimmt man den Gesamtauftrag LPH.1-8 an, dann muss man selbst 3-4% nach LPH. 6+7 und weitere 2-3% nach LPH. 8 transferieren, damit es aufgeht. Für ein normales 380 k€ - Wohnhaus gehen bei uns derzeit für LPH.1-8 insgesamt 700 - 780 Stunden drauf. Ich muss dieses Jahr mind. 55 Euro/netto/Stunde realisieren um mit dem Büro im grünen Bereich zu bleiben. Im Bereich Entwurf/Bauantrag liege ich rechnerisch sogar unter den HOAI-Werten bei diesen Projekten. Zitat:
Angestellte Architekten beschweren sich zwar regelmäßig über die Gehaltssituation, sind aber selten bereit selbst etwas zu riskieren. Es wird irgendwann einen Mangel an fähigen Architekten geben, die bereit sind jede Art von Auftrag zu übernehmen. In meinem Umfeld beobachte ich das schon länger. Ich hoffe das die Wertschätzung für diesen Beruf und seine Risiken bald wieder steigt. | |||
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![]() Beitrag Datum: 18.04.2016 Uhrzeit: 14:50 ID: 55562 | Social Bookmarks: Ich arbeite für gewöhnlich weit unter der HOAI, da ich v.a. Kleingärten mache (inzwischen auch immer mehr Dachterrassen und Balkone) und bis da einer ca. 20.000 investiert, müsste schon viel passieren. (ich lebe noch von etwas freier Mitarbeit und ein paar Gartenbauer-Kooperationen) Aber generell halte ich es für absoluten Blödsinn und das gilt für alle Selbständigen, mit dem Preis an den Markt zu gehen, egal, ob der nun durch Regelungen festgelegt ist oder nicht. Wenn man allein ist, geht man über seine Persönlichkeit und seine Qualifikationen an den Markt. Und diese sollten sich von den Mitbewerbern ein wenig unterscheiden. Sonst ist das so, als würde man ich als die neue Biene im Stock vorstellen. Ich kenne Architekten, die sind eben 7 Tage die Woche erreichbar für den Auftraggeber und bieten ganz viel persönlichen Service (es gibt durchaus viele, die gern etwas betuddelt werden). Dann kenne ich jemanden, der sehr viel luxuriöse Gartenhäuser (mit Sauna drin usw.) macht. Ich kenne welche, die haben sich dem Brandschutz verschrieben. Ich kenne dich nicht, aber mir scheint eher das ganz Spezielle zu fehlen als dass wir etwas an der HOAI ändern müssten. |
Social Bookmarks: Ich weiß zwar nicht, wen Du evtl. angesprochen hast, aber es sollte absolute Untergrenzen in Sachen Honorar geben, die keiner in der Branche , egal ob Architekt, Ingenieur, Landschaftplaner oder Innenarchitekt, egal ob Einmann-/Einfraubetrieb, reicher Ehepartner, Teilzeit, Nebenjob, freie Mitarbeit, Berufsanfänger oder Wiedereinsteiger unterschreiten sollte. Da geht es nicht drum einem Kunden hier und da einen Gefallen über das Gewohnte hinaus zu tun oder einen kleinen Nachlass einzuräumen, sondern den Markt nicht für sich und andere auf Dauer zu zerstören. Nur weil es vielleicht einige kinderlose, ledige und anspruchslose Masochisten in unserer Branche gibt, die gerne, weil sie sonst keine Hobbys haben, ständig 80 Wochenstunden und mehr schrubben, nicht in Urlaub fahren, sich vom Kunden gerne auch Sonntags anrufen lassen und mit 1.500 Euro (netto) im Monat vollkommen zufrieden sind und dafür die persönliche Haftung sogar komplett tragen, sollte man deren Dumpingpreise nicht als Maßstab für die Branche ansetzen. Man sollte sie als das was sie sind, als schlechte Beispiele, sehen. Langfristiger Maßstab und Orientierung sollten andere Branchen mit Akademikern und Freiberuflern sein, wie beispielsweise Anwälte, Ärzte, Steuerberater, die ihre Dienste und Leistungen deutlich teurer wie wir anbieten und bei denen es absolut normal ist, dass für eine gute Leistung, auch gutes Geld bezahlt wird. Wer gute Leistung verlässlich abliefert muss sich nicht dem äußersten Preiskampf aussetzen. Man trägt als Anbieter von Architektenleistungen auch Verantwortung für die Kollegen, die Mitarbeiter beschäftigen und gut bezahlen wollen, die nur 60 statt 80 Stunden die Woche arbeiten und zu Hause noch Kinder zu versorgen und ein Haus abzubezahlen haben. Die kommen vielleicht nicht mit 1.500 Euro netto aus, die ihren anspruchlosen, selbständigen Billiglohnkollegen hingegen völlig ausreichen. Es gibt immer einen der es noch "billiger" macht und sich noch mehr "ausbeuten" lässt als die anderen. Wenn man sich an diesen orientiert und nicht den eigenen Wert kennt, dann sollte man es mit dem selbständigen Arbeiten lieber lassen und die die Honorarangebote machen lassen, die sich dem Kunden gegenüber mit Qualität und Wertschätzung behaupten können, und nicht über Dumping und ständige Selbstkasteiung zu Aufträgen kommen. Den Markt runterziehen ist für den Einzelnen jedenfalls leichter, als klar Stellung zu beziehen, standhaft zu bleiben und die gesamte Branche nicht unter Wert zu verkaufen. Von mir aus auch künftig ohne HOAI, aber immer mit Anstand und Wertverständnis für die eigene Arbeit. Das erwarte ich von allen in der Branche. Das Besondere können sie dann immernoch bieten, aber der markante Unterschied darf nicht im Dumpinghonorar liegen. | |
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