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Archimedes: Offline

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Archimedes is a name known to all Archimedes is a name known to all Archimedes is a name known to all Archimedes is a name known to all Archimedes is a name known to all Archimedes is a name known to all

Beitrag
Datum: 20.04.2016
Uhrzeit: 19:46
ID: 55575



AW: Sollte man die HOAI kippen?

#1 (Permalink)
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Es würde mich mal interessieren, nachdem ich hier frei über unsere Stundenansätze geplaudert habe, wie das bei Euch anderen (Selbständigen) aussieht.

Hier wird im Gehälterthread immer gepostet, dass sich viele angestellte Architekten im Architekturbüro unterbezahlt fühlen und selbst mit einigen Jahren Berufserfahrung noch mit Bruttogehältern unter 3.000 Euro klarkommen müssen. Häufig kommt dann der Vorwurf an die Büroinhaber, dass die unrentabel agieren und nichts von Organisation und Betriebswirtschaft verstehen, aber gerne Absolventen und Co. ausbeuten.
Verallgemeinern sollte man das nicht, aber auch ich muss davon ausgehen, dass in vielen Büros und bei vielen Selbständigen nicht richtig gerechnet wird, was die Honorar- und Stundenlohnkalkulation angeht.

Ich bezahle meine Mitarbeiter besser als der Durchschnittsbürobetrieb mit 5-10 Angestellten in unserer Region und werde versuchen auch künftig den Leuten gute und steigende Gehälter zu bieten, die sich zusätzlich zu Gehaltserhöhungen zumindest regelmäßig der Teuerungsrate (jährlich ca. +2 %) anpassen, damit man nach 5 Jahren im Büro auch tatsächlich ein Plus an Kaufkraft spürt und nicht real betrachtet weniger in Tasche, als am Anfang hat.

Zieht man jetzt den Stundenlohnrechner aus dem Link Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e.V. heran, der aus meiner Sicht sehr gut und nachvollziehbar kalkuliert, dann muss ein Büro, welches seinen Architekten mit mehreren Jahren Berufserfahrung monatlich 3.500 Euro brutto und am Ende des Jahres zusätzlich ein halbes Monatsgehalt als Weihnachtsgeld zahlen möchte, 57,38 Euro netto als Deckungsstundensatz berechnen. (siehe Ermittlung anbei).
Das deckt sich ziemlich genau mit meiner eigenen Kalkulation von mind. 55,00 €/h netto als Deckungsstundensatz.
So muss der Büroinhaber auch sich selbst einkalkulieren.
Man sieht zwar, dass Einzelkämpfer im Rechner mit einem Faktor von 2,19 angesetzt werden und größere Büros mit einem Faktor von 2,91 angesetzt werden, aber dazwischen liegen nur 30% und nicht mehr. Auch Einzelkämpfer können es seriös nicht unter 50 Euro/h netto tun, wenn sie richtig kalkuliert haben und es nicht nur über einen ständig überlangen Arbeitstag kompensieren.

Wer bei diesem Job mit vielen Haftungsrisiken, unbezahlten Stunden und häufigem Ärger für sich als Büroinhaber weniger als 3.500 Euro brutto monatlich einkalkuliert, dem kann man einfach nicht mehr helfen.
Das gilt auch für Leute am Beginn Ihrer Selbständigkeit.
Macht Euch von mir aus kaputt, aber verderbt nicht allen anderen das Geschäft und zieht nicht den ganzen Markt herunter.

Liebe Angestellte, wenn Ihr Euch zukünftig über zu niedrige Gehälter beschwert, dann kümmert Euch bitte mit darum, dass die Honorare von Euren Chefs richtig berechnet werden und ordentliche Stundensätze angesetzt werden. Das gilt auch für Euch selbst, wenn Ihr Euch selbständig macht oder nebenberuflich für andere etwas erledigt. Wenn wir nicht alle unseren Wert kennen und mit entsprechenden Preisen an den Markt gehen, dann wird sich an der Situation auch langfristig nichts ändern.
Angehängte Dateien
Dateityp: pdf Stundensatzkalk.pdf (110,8 KB, 309x aufgerufen)

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Beitrag
Datum: 21.04.2016
Uhrzeit: 10:59
ID: 55576



AW: Sollte man die HOAI kippen?

#2 (Permalink)
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Danke für den Link!

Die Berechnungen passen mit geringen Abweichungen zu den Zahlen, die ich aus den Büros kenne (Gehalt / Angaben der GF zu den Kosten pro Mitarbeiter).
__________________
Florian Illenberger

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Archimedes: Offline

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Datum: 23.04.2016
Uhrzeit: 07:21
ID: 55585



AW: Sollte man die HOAI kippen? #3 (Permalink)
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Ich würde mir wünschen, dass alle Kollegen mit solch realistischen Zahlen arbeiten und anbieten, dann würde wieder Baukultur und Bauqualität in den Vordergrund rücken und nicht die Diskussion über Preiskampf und Gehälter.

Aktuelle News zum Ausgangsthema HOAI:

Die HOAI wird uns voraussichtlich noch bis 2018 erhalten bleiben. Das Bundeswirtschaftsministerium hat wohl der BAK zugesagt, dass man an der HOAI so lange wie möglich festhalten werde.
Man geht allerdings seitens der Bundesregierung davon aus, dass die zuständige EU-Kommission noch im Herbst 2016 Klage gegen die HOAI beim EuGH einreichen wird. Vermutlich wird dann Anfang/Mitte 2018 ein Urteil fallen. Je nachdem, wie es ausfällt, muss die HOAI dann abgeschafft werden.
Man wird seitens der Beklagten in dem anstehenden Gerichtsverfahren versuchen den direkten Zusammenhang zwischen Preisrecht und Qualität herzustellen, denn das ist vermutlich der einzige Weg die HOAI zu erhalten.

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Tom
 
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Datum: 23.04.2016
Uhrzeit: 16:30
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AW: Sollte man die HOAI kippen? #4 (Permalink)
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Ein starkes Argument für die HOAI ist m. E. auch, dass Architekten (wie andere Freiberufler) einem besonderen Standesrecht unterliegen, das sie zu einer treuhänderischen Unabhängigkeit in der Leistungserbringung verpflichtet. Das habe ich in der HOAI-Diskussion noch nicht allzu deutlich herausgestellt gesehen.

Dieser Berufsethos schließt ja bestimmte wirtschaftliche Verflechtungen kategorisch aus, die in anderen Branchen selbstverständlich sind und dort für eine stabile und fruchtbare Geschäftsentwicklung unerlässlich sind.

T.

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Datum: 23.04.2016
Uhrzeit: 17:03
ID: 55588



AW: Sollte man die HOAI kippen? #5 (Permalink)
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Wenn die HOAI abgeschafft wird, wie ist es dann mit den Honorarordnungen für Anwälte und Ärzte? Wie will man noch deren Honorarordnungen begründen? Dann kann man ja auch gleich die Kammerpflicht abschaffen und wir haben eine völlig freie Marktwirtschaft. Ob das aber alles gut geht? Ohne HOAI wird es mit Sicherheit ein Preisdumping geben, denn in D gibt es extrem viele Architekten, die alle um Aufträge buhlen. Vielleicht nicht gleich, aber wenn der derzeitige Boom abflaut, dann mit Sicherheit...

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Datum: 23.04.2016
Uhrzeit: 18:06
ID: 55589



AW: Sollte man die HOAI kippen? #6 (Permalink)
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Die Steuerberater sind meines Wissens auch von einer Veränderung des Honorarrechtes bzw. von dessen Abschaffung betroffen.
Ärzte/Mediziner werden vermutlich etwas besser geschützt sein, da man diesem Bereich wohl mehr Bedeutung für's Menschenwohl beimißt, als der Architektur.
Wie es bei den Rechtsanwälten aussieht weiß ich nicht, aber traditionell kann diese Branche ihre Interessen sehr gut behaupten und durchsetzen und ist überdurchschnittlich stark in der Politik und wichtigen Gremien vertreten.
Das Problem für uns deutsche Architekten ist die Tatsache, dass es EU-Staaten ohne Honorarordnung für Architekten gibt.

Die treuhänderische Unabhängigkeit des Architekten kann man ja auch weiterhin gesetzlich verankern. Auch arme Architekten können ja ehrlich sein.
Das Strafmaß/die Geldstrafen für Verfehlungen von Architekten hat man kürzlich schonmal kräftig nach oben angepasst. Die gesamtschuldnerische Haftung des Architekten wollte man stattdessen nicht reformieren.
Weniger Einnahmen und höhere Strafen, dazu große Haftungsrisiken, fördern sicherlich das Interesse an unserem Berufsstand.

Bei den Rechtsanwälten ist unser Job heute schon beliebt. Viele Haftungsfallen, hohe Streitwerte, langjährige Prozesse, aufwendige Gutachten. Für unsere freiberuflichen Kollegen mit Jurasstudium sind wir die Lizenz zum Gelddrucken.

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Tom
 
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Datum: 23.04.2016
Uhrzeit: 20:32
ID: 55590



AW: Sollte man die HOAI kippen? #7 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Archimedes Beitrag anzeigen
Die treuhänderische Unabhängigkeit des Architekten kann man ja auch weiterhin gesetzlich verankern. Auch arme Architekten können ja ehrlich sein. ;
Ja, die Standesregeln stehen ja nicht zur Debatte. Aber die bisherige Privilegierung durch die HOAI hat ihre Legitimation u.a. in diesen besonderen Pflichten und einer Selbstlosigkeit, die für normale Wirtschaftstreibende gar nicht nachvollziehbar ist.

Ein Unternehmen in anderen Branchen denkt zunächst mal an das eigene wirtschaftliche Wohl, dann an seine Kooperationspartner, mit denen es für beide Seiten lukrative Geschäftsbeziehungen unterhält - und zuletzt an den Kunden, dem man die geringstmögliche Leistung zum höchsten Preis anbietet.

Der Architekt muss an erster Stelle den techn. und wirtschaftlichen Nutzen für den Bauherrn maximieren, als ginge es um seine eigene Investition, und freut sich, wenn er am Schluss dafür gnädig ein Trinkgeld erhält, das nach HOAI festgeschrieben ist. - Leicht überspitzt gesagt ...

T.

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Datum: 23.05.2016
Uhrzeit: 17:23
ID: 55698



AW: Sollte man die HOAI kippen? #8 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von numerobinchen Beitrag anzeigen
Dann kann man ja auch gleich die Kammerpflicht abschaffen und wir haben eine völlig freie Marktwirtschaft.
Wäre ich auch sofort dabei. Was tut die Kammer denn ausser 1. Beitrag kassieren 2) selbstgeführte Seminare aufzuwingen um nochmals zu kassieren?

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Datum: 06.06.2016
Uhrzeit: 10:43
ID: 55708



AW: Sollte man die HOAI kippen? #9 (Permalink)
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Hält die HOAI nicht auch so ein bisschen vom Aufwand ab, eine eigene wirtschaftliche Planung zu erstellen und beschränkt einen? Aktuell ist es ja eher so: Projekte=>HOAI-Einnahmen=>Anzahl der Mitarbeiter und Arbeitsstunden.

Ohne ergäben sich schon ganz neue Flexibilitäten und mehr Beschäftigung mit den wirtschaftlichen Punkten eines jeden Büros.

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